Die Mondlandungslüge

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Anhänger der Verschwörungstheorie über die Mondlandungslüge gehen davon aus, dass die Landungen der Amerikaner auf dem Mond in der Zeit von 1969 bis 1972 nicht stattgefunden haben. Sie sollen zur Irreführung der Weltbevölkerung aus diversen Motiven inszeniert worden sein. Die Argumente der Verschwörungstheoretiker stützen sich hierbei auf augenscheinliche Beweise anhand von Fotos der Missionen, sowie auf falsche logische Schlussfolgerungen aus Daten und Fakten des Apollo-Programms. Die Bildbeweise lassen sich jedoch relativ einfach widerlegen, die Schlussfolgerungen, die als Beweis angeführt werden, begründen sich zumeist auf mangelnde Kenntnis der Materie.

Die Verschwörungstheorie geht zu großen Teilen auf den Verschwörungstheoretiker Bill Kaysing zurück, der die Idee einer vorgetäuschten Mondlandung in seinem Buch “We Never Went To The Moon: America’s Thirty Billion Dollar Swindle” (1974) postulierte und erfuhr Anfang der 2000er Jahre nicht zuletzt durch das Internet neuen Aufschwung. Obwohl die Mondlandungsverschwörung zu den am besten widerlegten Verschwörungstheorien überhaupt gehört, hält sie sich bis heute hartnäckig.

Geschichte

Das Apollo-Programm war das größte jemals durchgeführte technische Weltraumprojekt einer einzelnen Nation mit bisher unvergleichlichen technischen Herausforderungen. Bereits knapp zwei Wochen nach dem ersten bemannten Raumflug der USA, Mercury Redstone 3, ein Suborbitalflug von Alan Shepard mit seiner Kapsel “Freedom 7”, also mit nicht einmal 20 Minuten Weltraumflugerfahrung, setzte John F. Kennedy bei seiner Rede am 25. Mai 1961 den USA das Ziel, bis zum Ende des Jahrzehnts eine erfolgreiche bemannte Mondlandung durchzuführen. Die für die Umsetzung benötigte Technik musste zum großen Teil erst entwickelt werden, es gab noch kein komplettes Konzept für den Flug, viele Probleme mussten noch gelöst werden. Was die insgesamt rund 400.000 an dem Projekt beteiligten Menschen dann in den folgenden Jahren geleistet haben, ist durchaus beachtlich, war hart an der Grenze des damals Möglichen, aber eben dennoch möglich.

Vermutlich, weil das gesamte Unternehmen der Mondlandung einen eben derart großen Aufwand bedeutete und teilweise die Grenzen der Vorstellungskraft gesprengt haben mag, entwickelten sich bei manchen Menschen Zweifel, ob dieses wirklich so abgelaufen sei, oder ob die Mondlandungen nicht aus verschiedenen Gründen vorgetäuscht wurden.

Federführend und der zunächst prominenteste Vertreter der Mondlandungslüge war Bill Kaysing (1922 – 2005), der von 1957 bis 1963 selbst als Leiter der technischen Dokumentation bei Rocketdyne, dem Zulieferer für die Triebwerke der Saturn V, gearbeitet hatte. Nach eigenen Angaben hatte er Zugang zu aussagekräftigen Dokumentationen über sowohl das Mercury-, Gemini- und das Apollo-Programm. Auch wenn damit zunächst der Eindruck vermittelt wird, dass dies eine ausreichende Grundlage für seine Expertise darstellt, sind beim genaueren Hinsehen Zweifel angebracht. Zunächst war Kaysing kein Techniker, Wissenschaftler oder Ingenieur. Sein akademischer Titel ist der eines Bachelor of Arts in Englisch, er arbeitete als Autor und Bibliothekar bei Rocketdyne. Zudem verließ er das Unternehmen bereits 1963, als die Technik des Apollo-Programms dort erst langsam in die Phase kam, die Rückschlüsse über die Machbarkeit zuließ. Weiterhin war Rocketdyne auch nur einer von vielen Vertragspartnern der NASA und daher auch nur für einen Teil der Technik zuständig. Eine Aussage über eine generelle Machbarkeit des Apollo-Programms konnte er aufgrund seiner Tätigkeit zumindest nicht machen.

Anfang der 2000er Jahre trat der US-Amerikaner Bart Sibrel mit seinem Film “A Funny Thing Happened on the Way to the Moon” auf den Plan, in dem er ebenfalls die Behauptung aufstellt, die Mondlandungen hätten niemals stattgefunden. Als Basis für seine Behauptungen dient ein von ihm zusammengeschnittener Film, der angeblich aus geheimem Material der NASA besteht, welches ihm zugespielt worden sei. Entgegen dieser Behauptung ist jedoch das verwendete Quellmaterial bei der NASA öffentlich zugänglich. Ein Vergleich der Aufnahmen macht deutlich, dass Sibrel hier selektiv Szenen verwendet hat, die seine Behauptung stützen, während andere Einstellungen, die seine Theorie widerlegen, weggelassen wurden.

2004 folgten noch weitere Filme (“Astronauts Gone Wild: An Investigation Into the Authenticity of the Moon Landings”, “Apollo 11 Monkey Business: False Photography Unedited” und “Apollo 11 Post-Flight Press Conference”). In “Astronauts gone wild…” konfrontiert er ehemalige Apollo-Astronauten mit seinen Behauptungen und versucht diese dazu zu bringen, auf eine mitgebrachte Bibel zu schwören, dass sie auf dem Mond gewesen seien. Medienwirksam, wenn auch nicht in Sibrels Sinne, war die Reaktion von Buzz Aldrin auf die Anschuldigung, er sei ein “Feigling, Lügner und Dieb”, ihn mit einem Kinnhaken zu Boden zu strecken (Ein Gericht ließ im Nachgang die von Sibrel gestellte Anklage fallen).

Sibrel war auch an der FOX-Dokumentation “Conspiracy Theory: Did We Land on the Moon?” beteiligt, in der wiederum längst widerlegte Argumente angeführt werden, um die Verschwörungstheorie zu belegen.

Die NASA hat Mondlandungs-Verschwörungstheoretikern bislang wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Sie wies darauf hin, dass die Beweispflicht bei den Zweiflern liege, die teils bereits offensichtlich widersprüchlichen Behauptungen zu beweisen. Trotzdem wollte die NASA die Erstellung eines Buches durch den US-amerikanischen Raumfahrtexperten und Journalisten James Oberg finanzieren, was aber fallengelassen wurde, als Kritik aus der Öffentlichkeit wegen Verschwendung von Steuergeldern laut wurde.   

Gründe für die Verschwörung

Wenn man den Aufwand betrachtet, der nötig sein müsste, um sowohl die ganze Weltbevölkerung über Jahrzehnte hinweg täuschen zu können, die uns bekannten Filmaufnahmen und Fotos derart gut zu fälschen, dass bis jetzt fotoforensisch keinerlei Manipulation nachweisbar ist, und alle rund 400.000 involvierten Mitarbeiter an dem Programm zum Schweigen zu verpflichten, müsste es gewichtige Gründe geben, so ein Unterfangen überhaupt in Betracht zu ziehen. Denkbar wären eine Reihe von Gründen:

  • Zwischen den USA und der UdSSR war das Weltraumrennen in vollem Gange. Ein Sieg wäre in dieser Phase des Kalten Krieges sehr bedeutend für die weltpolitische Situation gewesen. Ein Beweggrund wäre gewesen, dass man sicher gehen wollte, diesen Sieg auch mit unlauteren Mitteln zu erringen und deshalb die Mondmissionen nachgestellt habe. Hauptzielgruppe wäre in diesem Fall die Sowjetunion gewesen, die man hätte täuschen müssen um dieses Ziel zu erreichen. Dagegen spricht jedoch, dass die UdSSR sehr wohl über die nötige Technik verfügte, um die Quelle der Funksignale der Apollo-Kommandokapsel zu ermitteln. Hätten auch nur die geringsten Zweifel daran bestanden, dass die Signale tatsächlich vom Mond kamen, wäre dies für die Sowjetunion eine Gelegenheit gewesen, sich nicht mit einer Niederlage im Rennen um die erste bemannte Mondlandung zufrieden geben zu müssen.
  • Andere argumentieren, dass die Mondlandung als Ablenkung vom Vietnamkrieg verwendet werden sollte. Hierbei wird allerdings außer Acht gelassen, dass der Vietnamkrieg erst einige Zeit nach dem Start des Apollo-Programms begann, nämlich am 7. August 1964, während als Startschuss für das Wettrennen zum Mond spätestens der erste Raumflug von Juri Gagarin am 12. April 1961 gewertet werden kann. Zudem begannen die Probleme des Vietnamkriegs erst einige Jahre nach Kriegsbeginn, also auch weit nach dem Start des Mondprogramms.
  • Eine weitere Behauptung ist, dass die NASA unter Erfolgsdruck war, und daher sichergehen wollte, dass das Programm gelingt, um nicht das Gesamtbudget von seinerzeit 30 Milliarden US-Dollar zu gefährden. Dieses Argument ist jedoch ein Widerspruch in sich: Demnach hätte die NASA die US-Regierung getäuscht, indem sie ein erfolgreiches Mondprogramm vorgegaukelt hätte. Zudem betraf ein Großteil des Budgets nicht die NASA selbst, sondern eher die Vertragsfirmen, die am Apollo-Programm beteiligt waren.

Die Argumente der Verschwörungstheoretiker

Allgemein gesagt beziehen sich viele der angeblichen Beweise für eine nachgestellte Mondlandung auf selektiv herausgegriffene Details, die dann ohne die notwendige Fachkenntnis interpretiert werden. Diese notwendige Fachkenntnis geht streckenweise über Allgemeinwissen deutlich hinaus, was dafür sorgt, dass die von den Verschwörungstheoretikern angebrachten Argumente zunächst schlüssig erscheinen.

Andere angebliche Beweise begründen sich auf er Interpretation von Fotos, bei der teilweise grundlegende Denkfehler gemacht werden, die zum Beispiel durch einfache Grundsatzüberlegungen, rudimentäres Fachwissen von Fotografie oder eigene, kleine Experimente (wie sie z.B. auf vielen Debunking-Seiten erklärt werden) hätten vermieden werden können.

In den zehntausenden von Bildern und hunderten von Stunden an Film- und Videomaterial, die von den Apollo-Missionen existieren, lässt sich dementsprechend eine große Anzahl von angeblichen “Beweisen” finden, wenn man die Absicht hat, eine Verschwörung nachzuweisen. Der sogenannte Bestätigungsfehler (confirmation bias) sorgt in dem Fall für eine Voreingenommenheit und in Verbindung mit mangelnder Fachkenntnis über teilweise sehr komplexe physikalische Sachverhalte letztendlich zu Fehlschlüssen und Verschwörungsglauben.

Nachfolgend die am häufigsten vorgebrachten Argumente und angeblichen Beweise für eine Mondlandungsverschwörung.

Fotografische Argumente

Kulissenhafte Mondoberfläche

Dadurch, dass auf dem Mond Objekte wie Bäume, Häuser oder andere gewohnte Landschaftsmerkmale, die es uns Menschen möglich machen, Entfernungen und Größen einzuschätzen, fehlen, ist es schwierig, Proportionen auf den auf dem Mond entstandenen Aufnahmen auszumachen. Dieses Phänomen der Fehlinterpretation von räumlicher Tiefe wird Kulissenwirkung genannt und wird beispielsweise im Theater ausgenutzt um große Saalfluchten durch ein flaches Bühnenbild zu simulieren. Bei vielen Landschaftsaufnahmen der Mondoberfläche wird von Anhängern der Theorie die Echtheit wegen dieses Effektes angezweifelt – der Hintergrund sei nur eine Kulisse und die Aufnahme daher gefälscht bzw. im Studio aufgenommen.

Bei genauer Analyse der fraglichen Fotos, besonders der Vergleich mit den unmittelbar davor und danach aufgenommenen Bildern, die aus einer geringfügig anderen Perspektive aufgenommen wurden, offenbaren jedoch korrekte Perspektive, Tiefenschärfe und andere Effekte, die bei Theaterkulissen nicht auftreten würden. Zudem ergibt ein Vergleich mit einer aus den topographischen Daten, die wir durch den Lunar Reconnaissance Orbiter mittlerweile haben, generierten 3D-Karte der Mondoberfläche eine exakte Übereinstimmung mit den analogen Aufnahmen der Apollo-Missionen. Dieses wäre niemals so eingetreten, wenn für die Apollo-Aufnahmen Kulissen verwendet worden wären.

Fehlende Sterne

Häufig wird die Echtheit der Aufnahmen angezweifelt, weil auf den Mondfotos keine Sterne zu erkennen sind. Diese – so die Anhänger der Theorie – sollten bei diesen Aufnahmen deutlich zu sehen sein. Dass dies nicht der Fall ist, wird als Beleg dafür gewertet, dass die Aufnahmen in einer Studiohalle gemacht worden seien. Hier zeigt sich sehr deutlich einer der eingangs erwähnten Fehlschlüsse, die auf unzureichender Fachkenntnis – hier im Bereich der Fotografie – beruhen. Die Filme, die bei den Aufnahmen mit einer modifizierten Hasselblad 500 Mittelformatkamera zum Einsatz kamen, haben einen begrenzten Kontrastumfang (9 bis 11 Blendenstufen). Dadurch können nur Objekte mit ähnlicher Helligkeit gleichzeitig abgebildet werden. Wenn sehr helle Objekte, wie die Mondoberfläche oder die Astronauten korrekt abgebildet werden, reicht die Leuchtkraft der Sterne nicht aus, um auf dem Film zu erscheinen. Würde man die Belichtungszeit derart verlängern, dass Sterne erkennbar sind, wäre die Landschaft hoffnungslos überbelichtet und die Aufnahme obendrein mit Sicherheit verwackelt. Aus genau diesen Gründen sind auch bei aktuellen Bildern von beispielsweise Weltraumspaziergängen auf der ISS keine Sterne zu erkennen.

Die Bildqualität

Ein oft gehörtes Argument für die Annahme, die Aufnahmen seien alle gestellt, ist die Qualität der veröffentlichten Bilder. Diese weisen nach Ansicht der Verschwörungstheoretiker eine derart hohe Qualität auf, dass sie niemals hätten “blind” gemacht werden können, da die Astronauten ja keinen Sucher hatten. Bei dieser Argumentationskette wurden jedoch wieder aufgrund von mangelndem Wissen voreilige Schlüsse gezogen. Die verwendete Kamera ist eine modifizierte Version einer Hasselblad 500 Mittelformatkamera, die auf einer speziellen Halterung an der Brust des Raumanzuges montiert werden konnte. Zur besseren Handhabung mit den klobigen Handschuhen des Raumanzugs wurden der Entfernungsregler sowie der Auslöser modifiziert bzw vergrößert. Es musste nur einer von vier Entfernungsbereichen eingestellt und der Auslöser betätigt werden. Die Astronauten haben die Handhabung der Kameras auf der Erde unter Anleitung eines Fotografen über ein halbes Jahr hinweg trainiert. Zudem wurden für die ersten veröffentlichten Bilder natürlich zunächst nur die besten Aufnahmen verwendet. Diese wurden dann noch hinsichtlich Belichtung, Kontrast oder Bildausschnitt optimiert. Die NASA hat jedoch mittlerweile alle Filmrollen der Mondmissionen nach Mission und Rolle sortiert sogar auf Flickr veröffentlicht, eine Sammlung von über 14.000 Bildern, die zuvor bereits auf der NASA Webseite direkt herunterladbar war. Unter diesen Aufnahmen finden sich auch eine ganze Reihe von weniger gelungenen und teilweise misslungenen Bildern, die es bei diesen Missionen natürlich auch gegeben hat.

Die unmöglichen Schatten

Auf vielen Bildern laufen die Schatten zweier benachbarter Objekte nicht parallel. Dies wird von Verschwörungstheoretikern als Beweis dafür angesehen, dass mehrere Lichtquellen vorhanden gewesen sein sollten, und demzufolge die Aufnahmen aus einem Studio stammen. Dies ist ebenso ein Fehlschluss. Das Phänomen mit nicht parallelen Schatten, die manchmal sogar bei gleichen Objekten unterschiedlich lang erscheinen, lässt sich ganz einfach hier auf der Erde nachvollziehen. Auch hier können wir Situationen beobachten, wo zwei identische, nebeneinander stehende Objekte unterschiedliche Schatten werfen, obwohl die Sonne nachweislich die einzige Lichtquelle ist. Der Grund liegt an der Beschaffenheit und Neigung des Bodens. Erhöhungen im Boden lassen den Schatten kürzer, Vertiefungen länger erscheinen. Abhängig von der Position der Unebenheiten ändert sich zudem die Richtung des Schattenwurfs. Eine weitere Tatsache, die diese Behauptung widerlegt, ist dass jedes Objekt nur einen einzigen Schatten wirft. Bei mehreren Lichtquellen wie Scheinwerfern müssten mehrere Schatten pro Objekt vorhanden sein.

Fadenkreuze

Auf vielen Aufnahmen sind Fadenkreuze zu sehen. Diese stammen von einer Glasplatte mit einem sogenannten Réseaugitter. Solche Vorrichtungen werden verwendet, wenn eine Kamera als Messbildkamera verwendet werden soll. Da man den genauen Abstand der Kreuze auf der Glasplatte, die direkt vor der Filmebene liegt, sowie die Kameraoptik kennt, kann man später Rückschlüsse auf das Gelände ziehen, sowie Filmdeformationen bei der Entwicklung etc. erkennen. Die Fadenkreuze sind äußerst präzise in die Glasplatze eingeätzt und erscheinen auf jeder Aufnahme. Allerdings sind diese bei dunklen Bildpartien schlechter bis manchmal auch gar nicht zu erkennen, was an der Fototechnik liegt. Dadurch macht es manchmal den Eindruck, dass nur bestimmte Objekte diese Kreuze haben und so ein Fadenkreuz manchmal hinter einem dunklen Objekt zu “verschwinden” scheint. Anhänger der Theorie deuten dies als Beweis für Fotomontagen. Tatsächlich sind die Fadenkreuze (die man auf den originalen, analogen Abzügen übrigens besser erkennt als auf den im Netz erhältlichen Digitalscans) aber sogar ein Beweis, dass eben nicht manipuliert wurde. Generell wurden die veröffentlichten Aufnahmen in den letzten Jahrzehnten so oft von verschiedenen unabhängigen Fachleuten, Journalisten, Fotoexperten oder interessierten Laien betrachtet, nachbearbeitet, zugeschnitten und veröffentlicht, dass eine Manipulation mittlerweile aufgefallen sein müsste.   

Das Material der Filme

Ein weiteres, oft vorgebrachtes Argument sind die auf dem Mond herrschenden Temperaturen von -40°C bis 130°C. Bei diesen Umständen wäre das Filmmaterial bei der extremen Hitze brüchig geworden und die Batterien der Kamera hätten bei den extremen Minusgraden nicht mehr funktioniert. Aber auch hier basiert die Schlussfolgerung auf mangelnder Kenntnis der Physik. Der Mond hat keine Atmosphäre, also gibt es auch keine Luft, die Temperatur der Umgebung auf Objekte übertragen kann. Auf dem Mond herrscht ein quasi ideales Vakuum, was perfekt isoliert. Zudem sind die angegebenen Temperaturen nur Extremwerte, die nur an bestimmten Zeiten eines Mondtages bei entsprechender Sonneneinstrahlung oder in einer Mondnacht auftreten. Ein Tag auf dem Mond dauert 27,3 Erdtage, also ist selbst die Expedition mit dem längsten Mondaufenthalt, Apollo 17, mit ihren 75 Stunden nur an einem sehr kleinen Teil des Tages auf der Oberfläche gewesen. Um eventuelle Temperaturprobleme zu umgehen, hat man die Landungen mit Absicht so arrangiert. Daher betrug die mittlere Temperatur der Mondoberfläche zur Zeit der Apollo-Mondlandungen rund 20 – 25°C. Die Kamera, die zum Einsatz kam, war eine Hasselblad 500 EL/70, die für den Einsatz modifiziert wurde. Sie besaß genau wie die Filmboxen einen Silberüberzug, der zusätzlich isolierend wirkte. Zusätzlich waren alle Schalter hermetisch verschlossen um einen Temperaturaustausch zu vermeiden. Die Filme, die zum Einsatz kamen (Kodak Ektachrome MS für Farb- und Panatomic-X für Schwarz-weiß-Aufnahmen) wurden also keinen Extremtemperaturen ausgesetzt. Sowohl die USA als auch die UdSSR hatten bereits mit Filmmaterial in Spionageflugzeugen Erfahrung mit extremen Temperaturen, und auch bei Gemini 4, dem ersten amerikanischen Weltraumspaziergang, war Filmmaterial bereits extremeren Temperaturen ausgesetzt. Würde die Temperatur wirklich ein Problem bei Kameras im All darstellen, gäbe es keine analogen Bilder aus dem Weltraum. Diese existieren aber bereits seit den späten 40er Jahren, als die ersten modifizierten V2-Raketen von Wernher von Brauns Team in Huntsville, Alabama mit einer Kamera ausgestattet wurden (“Bumper missile”).

Studiobeleuchtung

Ein weiterer Beweis für die angeblich gefälschten Bilder der Mondmissionen beruht auf einem einzelnen Bild von Apollo 11, welches Buzz Aldrin zeigt, wie er aus der Landefähre steigt und die Leiter nach unten klettert. Dabei befindet sich die Sonne auf der anderen Seite der Landefähre. Der Argumentation der Mondlandungsleugner nach dürfte also die der Sonne abgewandte Seite, auf der Aldrin herabsteigt, nicht zu sehen sein, wenn die Sonne die einzige Lichtquelle ist. Sie müsse im komplett Dunkeln liegen.

Das angeblich im Studio aufgenommene Bild (Quelle: NASA)
Das angeblich im Studio aufgenommene Bild (Quelle: NASA)

Auch bei dieser Argumentation wurde allerdings die Physik außer Acht gelassen. Die Sonne stellt zwar die einzige Lichtquelle dar, wird aber von allen Objekten auf dem Mond – vor allem aber von der Mondoberfläche – reflektiert. Der Mond ist das am hellsten erscheinende unserer Himmelsobjekte, was an seinem Rückstrahlvermögen liegt. Dementsprechend wurde unsere Szene hier zusätzlich von dem von der Mondoberfläche reflektierten Licht erhellt. Interessant ist genau dieses Bild aus dem Grund, weil der Grafikkartenhersteller nVidia diese Szene als Demo der Lichtberechnungsfähigkeiten seiner neuen „Maxwell“-Architektur verwendet hatte. Bei der Erstellung der Szene stießen die Fachleute von nVidia jedoch zunächst auf einen fehlendes lichttechnisches Detail, was zur exakten Nachbildung der Beleuchtungssituation fehlte. Durch den Vergleich mit den Aufnahmen der TV-Kamera auf der anderen Seite der Leiter konnte schließlich der Raumanzug von Neil Armstrong als zusätzliche Lichtquelle ausgemacht werden. Der helle Stoff hatte einen derart hohen Rückstrahlfaktor, dass er eine nicht unerhebliche Rolle bei der Ausleuchtung der Szene spielte. Die komplette Geschichte der Rekonstruktion sieht man in dem folgenden Video, was an dieser Stelle ein gutes Beispiel dafür ist, dass nicht nur Beweisführungen anhand von altem Bildmaterial, sondern auch eine “Gegenprobe” mithilfe einer modernen, realistischen Grafikengine die Echtheit der Aufnahmen bestätigen können. Zudem wird in dem Video auch noch der Grund veranschaulicht, warum auf den Aufnahmen keine Sterne zu sehen sind.

Die markierten Kulissen

Auf manchen der gescannten Aufnahmen, die im Internet verbreitet werden, finden sich Fussel wieder, die sich im Laufe des Digitalisierungsprozesses eingeschlichen haben. Diese werden von Mondlandungsleugnern gerne als Markierungen für angebliche Kulissen interpretiert. Ein Vergleich mit den Originalabzügen bzw. Filmen im Archiv der NASA zeigt jedoch deutlich, dass diese “Markierungen” nicht im Originalbild vorhanden waren.

Technische Aspekte

Der Flug zum Mond mit einer weichen Landung und Rückflug war die größte technische Herausforderung des Jahrhunderts. Die Raketentechnik war zwar neu, machte aber – nicht zuletzt durch die immense finanzielle Förderung – rasante Fortschritte, sowohl auf amerikanischer als auch auf russischer Seite. Nachdem die Sowjetunjon zunächst eine ganze Reihe von “Firsts” hatte (Erster Satellit, erstes Lebewesen (Hund), erster Mensch im Orbit), waren die USA in Zugzwang. Mit dem Mercury Programm wurde mit Alan Shepard auf einer Redstone Trägerrakete zum ersten Mal ein Amerikaner in den Weltraum geschossen, jedoch nur auf einem suborbitalen Parabelflug, genau wie Gus Grissom, der ihm nachfolgte. Erst mit John Glenn, der am 20. Februar 1962 mit einer Atlas Trägerrakete zu einem Orbitalflug aufbrach und drei mal die Erde umkreiste, konnten die USA wieder gleichziehen.

Das darauffolgende Weltraumprogramm “Gemini” diente dazu, die Raumflugtechniken zu erproben, die für eine Mondmission nötig waren: Allen voran ein Rendezvous von zwei Raumschiffen und ein Weltraumspaziergang. Beides wurde während des Gemini-Programms erprobt und perfektioniert.

Das Apollo-Programm testete nun Schritt für Schritt die “Mond-Hardware”, bis Apollo 8 am 21. Dezember 1968 startete und als erste Mission den Erdorbit verließ um genau am 24. Dezember in eine Mondumlaufbahn einzuschwenken. Nach weiteren Testflügen mit Apollo 9 und 10 landete Apollo 11 schließlich am 20. Juli 1969 als erste Mission auf dem Mond.

Wie schon erwähnt mag es erstaunlich bis unglaublich sein, dass eine solche technische Leistung in so kurzer Zeit möglich war. Was aber auch bedacht werden muss, ist der Motivationsfaktor: Es ging um die Vorherrschaft im Weltraum, ein “Space Race” im Kalten Krieg ist da nicht zu unterschätzen. Die notwendigen Gelder wurden ohne Zögern bereitgestellt, niemals hatte die NASA ein höheres Budget, niemals wurden mehr Gelder für Raumfahrtprojekte an Zulieferer gezahlt. Mit über 400.000 Menschen, die teilweise rund um die Uhr an einem Projekt arbeiten, kann man viel erreichen.

Dennoch werden, was viele technische Aspekte angeht, immer wieder Behauptungen aufgestellt, die jedoch nur bei mangelnder Fachkenntnis zunächst schlüssig oder legitim erscheinen. Hier sind die gängigsten Behauptungen ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Strahlenbelastung

Das Magnetfeld der Erde bzw. der Van-Allen-Gürtel, ein Strahlungsgürtel, der sich in zwei Schichten in Höhen von 1.000 – 6.000 bzw. 15.000 – 25.000 m über der Erdoberfläche befindet, hätte die Astronauten einer Strahlenbelastung ausgesetzt, an der sie unweigerlich gestorben wären, behaupten Mondlandungsleugner. Tatsächlich waren die Astronauten einer erhöhten Strahlenbelastung ausgesetzt, allerdings betrug diese nur 6 mSv, was ungefähr der Dosis eines durchschnittlichen Bundesbürgers entspricht, die er in zwei Jahren durch natürliche Radioaktivität aufnimmt. Das liegt daran, dass der Gürtel auf einer besonders berechneten Bahn durchflogen wurde, wo die Intensität der Strahlung nicht besonders hoch ist. Zudem war der Gürtel bereits in wenigen Stunden durchflogen, die aufgenommene Strahlendosis berechnet sich durch die Intensität über die Zeit. Die Behauptung, kein Mensch würde eine Durchquerung des Van-Allen-Gürtels überleben, ist also schlicht falsch.

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